Besuch am Grab von J.G.Seume zu seinem 213. Todestag in Teplice
Am Sonntag, den 18. Juni 2023 besuchte eine kleine Delegation der Seume-Gesellschaft „ARETHUSA“ das Grab von J.G.Seume, um an seiner Ruhestätte seines 213. Todestag zu gedenken, inzwischen eine Tradition, verbunden mit dem gleichzeitigen Treffen unserer tschechischen Freunde im Gedenken und im Gedankenaustausch. Am Grab versammelten sich die Eheleute Fritzsche und Simmler, Jana und Jan Kvapil sowie Eliska und Jiri Dušek.
Tags zuvor sind wir noch von Leipzig nach Grimma, auf dem Weg unseres Seume spaziert, heute nun das Innehalten an seinem Grab. Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns: Das Projekt Seume-Weg ist gestartet, die Seume-Tagung „Von Sachsen in die Welt“ hat erstmalig als Präsenzveranstaltung mit großer Beteiligung stattgefunden, wie auch die verschobene 11. Seume-Literaturpreisverleihung an Frau Bettina Baltschev für ihr Werk „Am Rande der Glückseligkeit. Und erstmalig konnte auch eine grenzüberschreitender Workshop für Studenten organisiert werden, Thema: „Bildungsreisen und Wanderschaften Reiseliteratur der Aufklärung am Beispiel von Johann Gottfried Seume“. Der Austausch fand mit der Jan-Evangelista-Purkyne-Universität in Usti nad Labem statt. Frau Dr. Veronika Jicinska hat uns hierbei in besonderer Weise und Umfang unterstützt.
Mit all den Erlebnissen und Begegnungen im Hinterkopf, die an dieser Stelle wichtig, waren es diesmal die Worte von August Sauer, die an Seumes Grab in Erinnerung gebracht wurden. August Sauer, ein österreichischer Germanist und Literaturwissenschaftler, hat im Jahr 1895 die Festrede zur Enthüllung des Seume-Denkmals in Teplice gehalten. Aus seiner Festrede wurde folgende Passage am Grab gelesen und von Herrn Kvapil ins Tschechische übersetzt:
„Und so, als ein Unberühmter, trat er im Jahre 1802 (1) an dem schon zwei Jahre vorher bestimmten Tage seine langgeplante Reise nach Italien an, die ihn zum Ruhme führen sollte. Aus dem Korrektor wurde ein Fußwanderer. Nirgends war ihm von Kindheit aus wohler gewesen als beim Gehen im Freien, nirgends fühlte er sich mehr in seiner Kraft. „Es gibt keinen bessere Panacé als guter Schritt mit Sturm um die Ohren“ schrieb er einmal. … Seine Ausrüstung war ebenso einfach als für seine Zeitgenossen wunderlich,… . Während andere Reisende in wohleingerichteten bequemen Wagen ihren halben Hausrat mit sich führten, bestand sein ganzes Gepäck aus einem Knotenstock, einer Gummitasche und einem Seehundstornister mit etwas Wäsche und einigen Büchern, … .“
Wie in jedem Jahr „fachsimpeln“ wir, was am Grab und Umfeld noch ergänzt oder verbessert werden kann. Dazu gehört die Übersetzung der Grabinschrift ins Deutsche, ein mehrsprachiger Flyer für die Seume-Kapelle oder die Organisation eines Seume-Tages am Sterbeort und -tag.
Bei den anschließenden Gesprächen überraschte uns Herr Dušek, er übergab eine Schülerarbeit aus dem Jahr 2003 zu Seumes Leben, angefertigt in deutscher Sprache an einer Teplicer Schule. Frau Jana Kvapil berichtete von ihren Erlebnissen um derzeit anstehende Schulreformen, die sich aus der Nutzung der KI im Unterricht ergeben sollen, was sie aber anzweifelt.
Aus der Sicht der Seume-Gesellschaft ist jetzt die Weiterführung des Seume-Weg bis nach Tschechien ein wichtiges Aufgabenfeld. Wer Wie das Vorhaben unterstützen kann und was für Inhalte aufgenommen werden sollten bewegt uns derzeit.
Zum Ende unserer Begegnung besichtigen wir ein neues Denkmal in Teplice. Die Statue verweist auf den Besuch deutscher Dadaisten vor über 100 Jahren. Im Schlossgarten von Teplice hat der Bildhauers Jan Hendrych diese aufgestellt. Sie trägt den Namen „Doktor Hugo Dux“ und verweist auf die Verbindungen der Stadt Teplice mit avantgardistischen Kunstrichtungen. Auf der Webseite von Radio Prague International kann man dazu nachlesen:
„Im Jahr 1920 besuchten die Künstler Richard Huelsenbeck, Raoul Hausmann und Johannes Baader Teplice. Nach ihrem Auftritt kürten die Dadaisten den jüdischen Arzt Hugo Dux zum schlauesten Bürger der Stadt und dem Anführer der tschechoslowakischen Dada-Bewegung. Dux jedoch war nie wirklich künstlerisch aktiv.“
Der Dadaist, Herr Dux hat jetzt einen Erinnerungsort, ganz im Sinne des Dadaismus künstlerisch gestaltet. Über Kunst kann man ja nicht streiten, Herr Dušek gab dabei zumindest „Volkes Meinung“ wieder.
Wir machen uns bei schönstem Sonnenschein auf dem Heimweg, mit der Gewissheit im nächsten Jahr wieder hier zu sein.
Lutz Simmler Grimma, 02.07.2023
Anmerkung (1) Die Angabe im Originaltext ist nicht korrekt, Seume ist 1801 losgelaufen